Khaleda Niazi

 

Girls Day….


während Alice Schwarzer zahm neben Verona Pooth setzt und Talk Shows mit ihrer Anwesenheit als vergangene Legende schmückt, gewähren die Schülen von Hessen der Mädchen einen so genannten Girls Day. Sicherlich ist es absolut out, sich gegen den Girls Day auszusprechen, während der Anspruch zur Unterhaltung Absolutheit genießt, und In-sein alles bedeutet. Aber wenn man sich mit dem Inhalt des Begriffes, der auf Deutsch Tag der Mädchen bedeutet, befasst, wird deutlich, wie widersprüchlich unser Alltag sein kann. Mädchen als angehende Frauen, dennoch als eine Besonderheit innerhalb einer Gesellschaft gefeiert, dass zu 60 % von Frauen bevölkert ist. Am einen Tag im Jahr dürfen auch Mädchen sich über den Beruf an sich, die Chancen und Aussichten im Berufsleben und dem ernsten Leben Gedanken machen und um später mit gehobenen Haupt auch einen Tag im Jahr als internationaler Frauentag feiern zu dürfen, oder auch nicht.

Wofür die Vorreiterinnen wie Alice Schwarzer gekämpft haben sollten, scheint nunmehr erreicht worden zu sein. Frauen schmücken Talk Shows, Ausstellungen, Messen, und Boxkämpfe. Frauen geben erstklassige Politikerinnen ab, die sich bis zum Anschlag der Welt der Politik als Männerwelt anpassen, um wenn die eigentliche Aufgabe – wie im Falle der Frau Pauli von der CSU - getan ist, dann sich der noch eigentlicheren Aufgabe, nämlich schön zu sein und zu unterhalten widmen zu können. Indem sie sich dann in einer 3. klassigen Magazin als Lustobjekt ablichten lassen, um später, und wenn es alles gründlich schief gelaufen ist, naiv zu behaupten: ich wusste doch nicht, das meine Bilder mit den Lacklederhandschuhen und Korsagen später mich wie eine Frau vom Leben darstellen sollten.

Oh nein. Ich bin nicht Feminist. Im Gegenteil. Ich will, dass es endlich selbstverständlich ist, dass unsere Gesellschaft sich, - zumindest in der Region wo wir leben - , aus Mädchen und Jungen, die später zu Frauen und Männer werden zusammensetzt. Wir brauchen keinen Mädchentag. Wir brauchen eine klare Grenze zwischen Unterhaltung und Ernsthaftigkeiten, damit wir unserer gesellschaftlichen Belangen angemessen angehen und bewältigen können.

Sicherlich es ist nicht ein deutsches Phänomen, dass hier jeglicher Anlässe von und durch die Medien zu einem traurigen Mischmasch von Unterhaltung und Zielverfolgung, die wiederum Unterhaltung auf jeden Preis bedeutet, gemacht wird. Wer als Mädchen nichts anderes gelernt hat und sich wahrhaft nur einmal im Jahr an einem Girls Days am Rande begnügt hat, braucht sich entweder einen so genannten Prominenten anzuangeln, um später als Medienfrau, nämlich Reporterin, Moderatorin oder Schauspielerin zu existieren, oder an einem Talentschau teil zu nehmen, um einen Fuß auf der Ebene der absoluten Priorität des Seins zu bekommen, nämlich auf der Ebene des sehen- und –gesehen- zu- werden. Und wenn Frau bzw. Mädchen ein langes Atem hat, wird sie auch einer Zeit lang In sein und Zeit genug haben, sich auf eine Ebene, wo es nichts mehr mit Qualität und Ernsthaftigkeit zu tun hat, etwas passendes zu finden, das ihres dauerhaften Erscheinens auf der Ebene der Unterhaltung garantiert.

Auch in den afghanischen Kreisen im Exil funktioniert dieses System des leichten Selbstdarstellens sehr gut. Man/Frau braucht einen akademischen Titel wie Journalistin, Pädagogin oder Juristin , am besten mit dem beliebten Dr. Zeichen und schon ist Frau….in. Dass sie eine Universität nicht von Innen gesehen hat, spielt dabei keine Rolle. Sie weiß, dass es auch hierbei einzig und allein um Unterhaltung einer Gesellschaft am Rande der Gesellschaft geht, die nicht gelernt hat etwas ernsthaft in Frage zu stellen. Auch diese Gesellschaft will unterhalten werden. Die Damen feiern den internationalen Frauen Tag in einem Atemzug wie den Todestag eines Kriegsverbrechers aus der Heimat. Man/Frau lernt an der ersten Linie den allen kürzeren Weg zu wählen um In zu sein. Verinnerlicht hat man/Frau nichts von den eigentlichen Bedeutung der Freiheit und Selbstbestimmung. Denn sich mit den Werten, die die Legitimität der Freiheit und Selbstbestimmung garantieren zu befassen, würde heißen, dass man sich ernsthaft mit etwas auseinanderzusetzen müsste, dass man aufgenommen aber nicht verinnerlicht hat. Was bleibt ist die Unterhaltung in Form der besonderen Tage wie Girls Day und…